Buch

Shania Yara

Ein geheimnisvoller Traum in Kanada

Die Ehe des Schweizer Bankers Mark Vollmer geht unerwartet in die Brüche. Dann verliert er auch noch seinen Job und damit jeglichen Boden unter den Füssen. Wie ein Blatt im Wind lässt er sich treiben und findet sich schliesslich in den Weiten Kanadas auf dem Weg zu sich selbst wieder. Er bleibt in einem kleinen Dorf hängen, das direkt an einem Indianerreservat liegt. Durch Zufall stösst er auf ein verlassenes Grundstück, das ihn sofort in seinen Bann schlägt. Dieses Gebiet, das den Ureinwohnern Kanadas einst geraubt wurde, zieht ihn in eine Geschichte hinein, die sein Leben verändern soll ...

Schicksalsschläge können ein Aufbruch zu neuen Ufern sein; Respekt und Vertrauen sind die einzigen Körner im fruchtbaren Boden der zwischen-menschlichen Beziehungen - eine daraus entstandene Liebe kann Berge versetzen. Die Gemeinschaft braucht zum Überleben die uneingeschränkte gegenseitige Hilfe, eine der edelsten Pflichten des Menschen, denn nur die Natur setzt wahre Grenzen - wir sollten sie verstehen lernen.


Bezug

Das Buch ist in allen grösseren Buchhandlungen in Deutschland, der Schweiz und Oestereich erhältlich. Es kann direkt im Internet über den Tredition Verlag (www.tredition.deerworben werden.

Hardcover             ISBN: 978-3-7439-0953-3 (2. Auflage)

Paperback             ISBN: 978-3-7439-0952-6 (2. Auflage)

ebook                    ISBN:  978-3-7439-2005-7 (2. Auflage)

Buchauszug

Ein neuer Weg

Menschen, die nur arbeiten, haben keine Zeit zum Träumen. Nur wer träumt, gelangt zur Weisheit.

                                                                         Indianische Weisheit


Am 24. August war unser Hochzeitstag, jener Tag, an dem wir vor fünf Jahren beschlossen hatten, gemeinsam unser künftiges Leben zu gestalten.

Irene war 38 Jahre alt, mittelgross, schlank, sportlich und wohlgeformt. Gewellte braune Haare umrahmten ihr hübsches Gesicht, das durch ein immerwährendes Lächeln geprägt wurde. Die graublauen Augen und der leicht bronzene Teint verliehen ihr zudem eine geheimnisvolle Aura.

Ihre attraktive Erscheinung stand ganz im Gegensatz zu ihrem Wesen. Nicht Gefühle prägten sie, sondern ein übertriebener Hang nach Unabhängigkeit und Schnörkellosigkeit. Dementsprechend war unser Eheleben nicht immer auf soliden Pfeilern aufgebaut. So war für Irene immer klar, dass sie ihren Familiennamen behalten wollte - Stettler. Nie würde sie sich dem Verdikt einer Namensgemeinschaft unterwerfen. Sie war sehr intelligent. Mathematisch betrachtet gab es für sie immer nur eine Problemlösung. Es existierten also nur Schwarz oder Weiss, alles oder nichts.

All diese Eigenschaften liebte ich anfänglich besonders an ihr. Relativ rasch musste ich jedoch feststellen, dass eine Liebe immer durch Geben und Nehmen geprägt wird. Ohne Kompromisse gestaltete sich unser Zusammenleben oft sehr schwierig.

Als Tochter aus gutem Hause - ihre Mutter stammte aus einer bekannten Fabrikantenfamilie, ihr Vater besass eine renommierte Unternehmensberatung - war sie an gewisse Mindeststandards gewöhnt. Geld war bei ihnen nie ein Diskussionsthema gewesen, ganz im Gegensatz zu unserm Haushaltsbudget, das immer wieder Defizite aufwies. Partys und ein eher ausschweifendes, oberflächliches auf materielle Errungenschaften ausgerichtetes Leben kennzeichneten Irenes Jugendjahre. Das Geschichtsstudium wurde mehrmals unterbrochen und schliesslich ganz aufgegeben. Eine eilends organisierte kaufmännische Ausbildung im familieneigenen Betrieb unterforderte Irene zwar, an eine Wiederaufnahme ihrer Studientätigkeit war jedoch nicht zu denken.

Nach längeren Auslandaufenthalten in Spanien und Grossbritannien, gut ausgerüstet mit einem kaufmännischen Grundwissen, unterzog sie sich daraufhin einer mehrjährigen Marketingausbildung.

Mein Name ist Mark Vollmer, 35 Jahre alt. Als Kind eines Rechtsanwaltes und einer Modedesignerin, hatte ich eine überwiegend ausgeglichene Kindheit genossen. Als Einzelkind wurde ich besonders verwöhnt.

Diese Kindheit war allerdings durch eine permanente Leistungserwartung geprägt. Nach dem Motto Ohne Fleiss kein Preis durchlief ich meine Jugendjahre. Meine Eltern erwarteten selbstverständlich, dass ich studieren würde, und zwar an derselben Fakultät wie mein Vater dies vor 20 Jahren getan hatte. Meine Entscheidung, nicht in die juristischen Fussstapfen meines Vaters zu treten, wurde mit Unverständnis, ja sogar als herbe Enttäuschung aufgenommen.

Nach einem Studium der Betriebswirtschaften, es war keine optimale Wahl, erhoffte ich mir eine blendende Karriere im Finanzsektor. Dass nach dem Studienabschluss viele Firmen warteten und sich mir die Tore der Welt öffnen würden, war eine Riesenillusion. Dennoch hatte uns die Universität diese irrige Meinung permanent eingeimpft.

Nach vielem Hin und Her verpflichtete mich die World Wide Bank AG, die bedeutendste Schweizerbank, als Finanzanalyst in ein Team von zehn jungen Leuten. Wir analysierten Unternehmensabschlüsse, prognostizierten die mögliche künftige Entwicklung der Kapitalmärkte und verfassten viele Kommentare. Unsere Schlussfolgerungen, wir waren ja blutige Anfänger, wurden jedoch je nach Interessenlage der jeweiligen Direktionen entsprechend uminterpretiert. Falschbeurteilungen waren dann natürlich unsere Fehler. Naja, damit konnte ich leben.

Nach den Gesellenjahren verliess ich den Weltkonzern, um in kleineren Bankinstituten mit viel Aufwand und etwas Taktik die Karriereleiter zu erklimmen. Heute bin ich verantwortlicher Direktor des Investmentbanking der renommierten Privatbank Mischler.

Ich lernte Irene auf einer meiner vielen Auslandsreisen im Outback von Australien, genauer gesagt 300 Kilometer westlich von Port Johnson kennen. Sie hatte zusammen mit ihrer Kollegin und einem einheimischen Fahrer einen Ausflug zu einer Aborigine-Siedlung geplant. Der Achsenbruch ihres Fahrzeugs machte ein Weiterkommen jedoch unmöglich. So lag ihr Auto auf der Strasse und sie warteten auf den Abschleppdienst. Wer die Dimensionen von Australien jedoch kannte wusste jedoch, dass es Stunden dauern würde, bevor mit Hilfe vor Ort gerechnet werden durfte.

Ich war unterwegs zu Höhlenmalereien in den nahe gelegenen Red Mountains. Diese aussergewöhnlichen Kohlezeichnungen stammten noch aus der Urzeit der Aboriginals und überdauerten die Jahrhunderte dank des sehr trockenen Klimas. Ich traf die völlig verzweifelten jungen Damen etwa 20 Kilometer vor meinem Ziel. Die beiden nahmen mein Angebot, mit mir weiterzureisen, dankend und vor allem mit Erleichterung an. Sie hatten sich mit einem längeren Aufenthalt in irgendeiner Siedlung der Aborigines abgefunden. Deshalb genossen sie die gemeinsame Entdeckungsfahrt ganz besonders.

Drei Wochen später verabredeten wir uns zum ersten Mal in Zürich, aber es dauerte noch drei Jahre, bis wir beschlossen zu heiraten. Irenes Vater bestand auf einer grossen Hochzeitsfeier und Irene stimmte dem jubelnd zu. Eigentlich wäre es unsere Hochzeitsfeier gewesen, aber wie das Leben so spielt: Die Kosten wurden von den Brauteltern getragen und somit hatten die das Sagen.

Die Zeremonie war schlicht und sehr bewegend. In der kleinen protestantischen Kirche des Nachbardorfes gaben wir uns das Jawort. Die Glocke am überdimensionierten Kirchenturm verkündete mit ihrem hellen Klang die frohe Botschaft. Das anschliessende Fest war berauschend. Irenes Eltern hatten keinen Aufwand gescheut um den Anlass pompös zu gestalten. Er später habe ich erfahren, dass unsere Feier gleichzeitig auch als Kundenveranstaltung diente, die Kosten waren deshalb voll steuerabzugsfähig.